Johannes Reuchlin und der Streit um die jüdischen Bücher

Confiscations of Jewish Books: Manuscript Transcriptions

IV. 1 Protocols of Meetings: City Council and Jewish Community of Frankfurt am Main, 1509-1510. (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Juden Akten 779, fol. 6r-13v; 19v).

Transcribed by Michael Matthäus, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Fol 6r

Fol. 6r: Anno d(omi)ni XVC Nono vf dinstag nach Mathei ap(osto)li1; Sein Her Johann von gryffenstein, dechant, Her Johann Brun, Schulmeist(er)2, von wegen des Capittels zcu sanndt Bartholomeus vnnd Doctor Adam3, Meister Friderich von altzey Licenciatt4, Gilbrecht von Holtzhusen5 vonn wegen eins erbaren Rats zcu Franckenfurtt in der judischen Sinago-gen erschienen vnnd doselbst die gemein judischeytt vor sie zcukomen verbotten(n) lassen. Vnnd als dieselben versameltt gewesenn, haben sie inen ein keyser- lich mandat lesen lassen vnnd daruff den judden alle vnnd igliche ire buchere inn die Sinagogen czu trag(en) vnnd zcubrengen bey den penen im mandatt verleybtt6 vnnd demselben mandatt folgunge zcuthun gebottenn. Daruf haben die gemein judischeitt inen bedenckens zcugeben begert, das ine zcugelassenn ist, vnnd darnach dieße nachfolgende meynu(n)ge zcu antt-wortt geben: Sie weren kurtzlich

1. 25. Sept. 1509.
2. "Schulmeister" nachträglich eingefügt.
3. Dr. Adam Schönwetter (von Heimbach), Frankfurter Stadtadvokat.
4. Meister Friedrich von Altzey Lic., Schöffe.
5. Gilbrecht von Holzhausen, Ratsherr der 2. Bank.
6. Nach "verleybtt" steht gestrichen "geboten."
 
Fol 6v

Fol. 6v: vnnd vngewarnter sachen angelangt wurden. Darumb mochten oder konten sie als erschrocken lute so ylents nitt anttwortt geben. Es were auch ine one mogelich, alle buchere so in einer kurtze inn die sinagogen zcu brenngen. Begerthen darumb, inen ein Zceitt zcu- geben, darinne sie ire buchere bey eynander suchen mochten. Sie wolten bey gutem glauben kein buch, so itzt hinder inen were verussern. Daruf haben die geschickenn vom Capittel vnnd Ratt noch kurtzem bedenckenn ine dieße meynu(n)ge furgehalten: Nemlich zcum ersten wolten sie geloben bey denn penen im mandat begrieffenn, keyne buchere, so itzt hinder inen sein, zcuuerussern, sunder die alle vnd igliche inn die sinagogen zcu7 tragen vnnd zcu8 liebern. Zcum anndern das sie solche versamelte buchere alle vnnd igliche, keins vßgenome(n),

7. "zcu" wurde nachträglich eingefügt.
8. "zcu" wurde nachträglich eingefügt.
 
Fol 7r

Fol. 7r: vff erforderunge obgemelter herrenn vom Capittell vnnd Ratt denselben herren wo sie hin wollten vberliebern vnnd zcustellen9 wollen. Vnnd zcum dritten, das ein iglich(er) judde seine buchere ime zcustendig mit seinem namen vnnd wie igliche buche heisse vnnd wouon es sage zceichen vnnd beschrybenn soll, so10 wolt(en) sie ine(n) bedenckens geben. Solchs alles wie obstett haben die Raby vonn gemeiner judischeitt wegen bey den penen im mandatt bestimptt zcuthun vnnd zcuhalt(en) zcugesagtt vnnd versprochen. Act(um) Anno et die quibus supra11 post meridiem12 infra primam et s(e)c(un)dam horas in sinagoga judeor(um) franckfurden(sium) p(rese)nt(ibus) Petro Schulz[?] de Reichelßheym, Kiliano folcker de vmbstat, Cleric(is) Moguntin. dioc(esis), Hanns fischer, judice seculari franckfurden(se) Et Wygando becker de de hungen, layc(is) testibus ad p(re)missa vocat(is).

9. nach"zcustellen" steht gestrichen "soll."
10. "so … geben" wurde nachträglich eingefügt.
11. Nach "supra" steht gestrichen "Hern?"
12. Nach "meridiem" steht gestrichen "vt?"

 
Fol 8v

Fol. 7v und 8r sind nicht beschrieben
Fol. 8v: (fol. 8v-9v: Andernacht, Regesten 1/3, Nr. 3606):
Vff fritag in p(ro)festo michaelis13 inn der Sinagoa erschiene(n) decan(us), Sco(lasti)c(us), pleban(us), meister friederich von holtzhuse(n)14vnd haben der judischeit das mandat, domit sich niemant entschuldigen muge, v(er)lesen lassen; dartzu hat pefferkorn sin dinst brieff auch v(er)lesen lassen vnd dar vff etlich bucher begert, auch mit name(n) genent. Dar vff haben sich die juden bedacht vnd abschrifft des mandats begert, domit sie sich dem desterbaß wissen zu halt(en) vnd zugeleben; vnd wo ine das abgeslag(en) wurde, sien sie beswert vnd beruffen sich an die key(serliche) ma(ieste)t v(nsern) alle(r)g(nedigsten) h(errn) dieselb zubericht(en). Dar uf ist inen antwort word(en), man wol ine abschrifft des mandats werd(en) lassen, doch nicht desterminder dem befelh nach lud des mandats vnd abscheits zu handeln, des sie nit benugig, sunder p(ro)testirt vnd appel- lirt wie vor, doch wo der Rat vß oberk(eit) handelen will, mussen sie gescheen lassen.

13. 28. Sept. 1509.
14. Muss heißen Altzey oder der Schöffe Meister Friedrich von Altzey und der Ratsherr Gilbrecht von Holzhausen?

 
Fol 9r

Fol. 9r: Daruff hat pefferkorn etlich bucher ne(m)- lich 168 zu ime geno(m)men; sin in Spital Sant martha15 ge- trag(en). It(em) sie sollen den masar vnd die villa, ir teglich betbuch,16 sie nit mehr gebrucht(en). It(em) die judischeit sagen, sie haben friheit von Bebsten vnd von Keysern, das man inen ire buch(er) nit nehmen sol, vnd ob man die horen [will], wollen sie die lesen lassen, doch kein dar geben, vnd was die juden den ersten tag zugesagt haben, die bucher in die Sinagog zu trag(en), widde(r)ruffen sie; sij on iren der gemeyn judischeit willen geschee(n), sien ein teil nit anheym gewest.

15. Das Spital St. Martha war eine Elendenherberge (Herberge für Durchreisende und Pilger). Es wurde Mitte des 15. Jahrhunderts auf Betreiben des Rates errichtet, um die Herberge des Heiliggeistspitals aufzunehmen. Es stand unmittelbar vor der Bornheimer Pforte am nördlichen Ende der Judengasse (heute ungefähr Ecke Zeil/Fahrgasse); vgl. Werner Moritz, Die bürgerlichen Fürsorgeanstalten der Reichsstadt Frankfurt am Main im späten Mttelalter, Frankfurt a. M. 1981, S. 87-93.
16. Nach "betbuch" steht gestrichen "sollen."
 
Fol 9v

Fol. 9v: Die mein judischeit sagt: haben sich vff ettliche priuile- gien getzog(en), die sie itzt antzeig(en), vnnd wollen domit vff irem beruff, so vor bescheen, beharren, in hoffenu(n)ge, solch ma(n)dats bey Key(serliche)r ma(iestet)t abezcu- schaffenn, nachdem key(serlich)e Ma(ieste)t mit d(er) warheit nit bericht sey. It(em) als der judischeit furgehalt(en) wartt, ob sie sich bey den penen in mandat verleybt verbinden … sich darinn verfallen zcusein etc. wo vnd(er) allen andern buchern zcwey buchern erfunden werden, die die ketzery inhaltt, so wolt er in alle andere bucher widd(er) geben. Daruff haben sich die juden des geweigertt. Es sey auch nit in irem beuelh vnd macht, dwyl es ein gemein judischeit in gantzen17 reich betreffende. Sund(er) beclag(en) sich, das sie beschwertt sein vnd repetiren ire(n) brieff. It(em) ist der judischeitt dieser tag nachgelassen word(en), alle vnd igliche ire gebrech(en), beschwerden vnnd priui- legien furtzubrengen dem Ratt18, vff das morg(en) key(n) wyther beschweru(n)ge od(er) hinderu(n)ge furgewant werd(en) mocht, doch vnvbergeben vergethaner zcusagu(n)ge durch die judden bescheen. Das die judden also angeno(m)me(n), doch ihres rechten vnbeno(m)men.

17. Nach "gantzen" steht gestrichen "Ratt."
18. "dem Ratt" wurde nachträglich eingefügt.
 
Fol 10r

Fol. 10r: Feria qui(n)ta post Remigy19 ist hytzing jude vnnd Nathan chayn vnnd Calma [sic] jude zcum Kessel sein bey iren eyden, sie den Ratt20 vnnd penen im Key(serlich)e ma(n)datt ernennt ermanet word(en), ob sie eynche buchere mit geuerde hinweg geholt habe vber ire zcusage, sie denn ge- schickten gethann; haben sie gesagt, sie sein d(er) dinge vnschuldig vnnd alles verneynntt. Mordacheus jude des glichen erinnert ist. Item sein die gemein judischeitt abermals irer gelobde vnnd zcusage, kein büchere zcuuereussern, erinnert vnnd ermanett worden, bey vermeidu(n)g der penen im mandatt bestimptt.

19. 4. Okt. 1509.
20. "sie ... Ratt" wurde nachträglich eingefügt.
 
Fol 10v

Fol. 10v: (fol. 10v-13r: Andernacht, Regesten 1/3, Nr. 3656) Vff dinstag nach quasimodogeniti q(ue) fuit nona aprilis Anno 1510 sin inn der Sinagogen erschienen der hochgelert her herman21 doctor etc. vnd Johan pefferkorn als Comissarien v(nsers) g(nedigen) h(errn) von mentz, Doctor Adam, Jacob H.22, Gelbrecht von holtzhusen, Andreas Hirden23 vnd den Statschriber24 vnd hat im anfa(n)g der doctor die Co(m)mission dem Rat zugeschickt vnd nach folgend die Co(m)mission an die juden verlesen lassen, dar uff sich die juden bedacht vnd Bernhart hußle25 reden lassen, vnd im anfang, das sie sich v(er)antwort haben, das sie nit gehandelt haben als die Vnge- horsamen, sunder sich alwege gehorsamlich gehalt(en); ob sie aber nit die geschiekelich- keit gebrucht hett(en), sol man inen als vngeup- ten zu geben vnd nit der Vngehorsam; vnd begeren, dwil die Co(m)mission wijtleufftig vnd inen also so balde nit antwort zu geben auch zubehalt(en) mügelich, acht tage zubedencken.

21. Nach "herman" wurde eine Lücke für den Nachnamen Ortlieb gelassen.
22. Jakob Heller, Schöffe.
23. Ratsherr der 3. Bank (Metzger).
24. Melchior Schwarzenberger, Stadtschreiber seit 1500.
25. Bernhard Huslin, Notar und Gerichtsprokurator.
 
Fol 11r

Fol. 11r: Daruff haben sich v. g. h. von mentz Co(m)- missarien bedacht vnd inen die zijt abslagen, sunder vermeynen, lud irer Co(m)mission zu handeln; vnd so die erlegt, werd(en) die vnformlich fund(en), werde domit gehandelt wie recht ist; werd(en) die aber togelich fund(en), sollen die inen widde(r) werd(en). Dar uff die juden ire antwort, sie haben gehort die Co(m)mission das er sampt der pefferkorn alleyn als executor geschickt mit ermanu(n)g gehorsam zu sin, domit sie nit gestrafft werd(en) etc.; p(ro)testirn vnd betzug(en) erstlich die jud(en), das sie key(serlicher) ma(ieste)t in alweg gehorsam wolle(n) sin, des gliche(n) v g von mentz wie ine gepurt vnd sch[uldig?] sin, das sie auch durch diß ir nachfolg(en) irer notturft halber furtrag(en), sich des jhen, des sie schuldig sin zuthun gar nichts weigern noch sperre(n) wolle(n), aber sich findt inn keyser- lich(er) Co(m)mission, das dieselb key(serliche) m(aieste)t nit recht [Rad?] wie inn ime selbst bericht ist, vnd also Co(m)mission mit v(er)swigung der warh(eit) vnd furbring(en) der vnwa(r)h(eit) erlangt sij denn[?] war ist, sie ziehen sich auch des

 
Fol 11v

Fol. 11v: vf die v(er)ordent(en) vnd geschickt(en) zu erste(r) v(er)handelung Johan pefferkorns, ne(m)lich der geist- liche(n) vnd von eyne(m) Rat, das sie die jud(en) erbot(en) habe(n), die buch(er) furtzleg(en) vnd exa- miniren zu lasse(n), vnd welche erfunden wurd(en) lud des mandats ode(r) befelh execuc(i)on geschee[?]; aber Johan pefferkorn hab sich des nit bese- tig(en) lassen, sunder alle bete buch(er) vnd ander mit der viele inn der jud(en) schul inen entwert vnd hinweg geno(m)men, das die form der key(serlichen) Co(m)mission nit inhelt; solich erbiet(en) abe(r) key(serliche)r ma(ieste)t v(er)swiegen ist. So ist auch furgebracht, das der R(at) zu f(rankfurt) die buch(er) geno(m)men solle(n) habe(n), ist auch die vnwarheit, dan der Rat nit, sunder pefferkorn. So ist auch key(serlicher) m(aiestet)t furgehal- t(en) das der R(at) zu f(rankfurt) mitsampt den geistliche(n) ire, der jud(en), p(ri)uilegien examinirt; vnd haben erfunden dem mandat nit widde(r)w(er)tig … vnd erbieten sich key(serliche)r Co(m)mission gehorsam zcu26 sin so der gelept werde wie die inhelt, so hab v. g. h. von mentz lud irer friheit nit zu gebieten.

26. "zcu" wurde nachträglich eingefügt.
 
Fol 12r

Fol. 12r: Dar uff ist dieser abscheit gemacht, das die juden aller bucher, die arwenig sin sollen, zwey inn Spital brengen, die peffer korn besehen vnd alßdan wyte(r) bescheit der and(er)n bucher warten sollen; am morg(en) mitwoche(n)27 zu acht vhern sin die obgemelt(en) p(er)sonen erschinen vnd pefferkorn die besichtiget vnd sagt, sie haben die nit28 alle bracht vnd nemlich miros; sagen die Juden, sij war, aber dasselb buch sij der kinder anfang vnd nit zu diese(m) handel dienlich; wo er aber des nit ent- rat(en) wollte, sien sie gutwillig, auch zu liebere(n); vnd darnach etlich ander bucher benent, die die Juden sagen sol sich erfind(en) sie haben die bij die hant bracht (dan alleyn wes er vor hab er eyn notturft vnd on noit die zu breng(en).)29 Also hat pefferkorn begert alle die bucher, so er antzeigen werde, das sie die behalt(en); wes er aber nit antzeigen werde, das sie die alle lieberen. Hat die judischeit ant- wort geben: wolle(n) die antzeigung gern sehen vnd zu eyne(r) vhern widder erschy- nen, ire gepurlich antwort zu geben.

27. "mitwochen" wurde nachträglich eingefügt; 10. April 1510.
28. "nit" wurde nachträglich eingefügt.
29. "dan … brengen" wurde am Rand nachgetragen.
 
Fol 12v

Fol. 12v: Nach mittemtage vff mitwochen30 sin aber mals die Co(m)missarien, des Rats geschickt(en) vnd die judischeit erschienen vnd durch ire(n) Redeman gesagt, das sie gestern zwo31 Co(m)mission von v g h von mentz vßgang(en), dar inn keyserlich Comission verleubt die form vnd maß, geben dar inn zu hen- deln der nit gelebt hab, sie vberfluß- iglich sich erbot(en), yeder sort eins zu leg(en); sij ine zwey yeder sort zu leg(en) angebot(en), das sie willig; haben das auch also vberflußig getan; nun werde begert, die buch(er) alle, vßgscheid(en) wes er ine ge- schrieben geben hab, zuerlegen, das widder die Co(m)mission sij; dar vmb begeren sie, wo sie wister/wither? beswert wurd(en), musten sie wijt(er) dar inn reden, das sie beswert wurd(en) vnd dar vmb an die key(serliche) ma(iastet) oder an v(nsern) allerg(nedigs)t(en) her(re)n32 den Babst, das sie doch vngern thun, inn hoff- nu(n)g, ey(n) erbar Rat werde sie nit vnbillich besweren lassen.

30. 10. April 1510.
31. Übergeschrieben für das gestrichene "eyn."
32. Nach "herren" wurde gestrichen "den Romischen Keys."
 
Fol 13r

Fol. 13r: Dar uff haben sich die geschickten bedacht, vnd dwil pefferkorn die bucher alle hat haben vnd nit der vbergeben buchere benugig sin wollen, solich meynu(n)g den Juden furge- halt(en). Haben die Juden dar uff abe(r)mals wie vor repetirt, der keyserliche auch v g h von mentz Co(m)mission gehorsam sin wollen wie die inhalten; vnd aber dasselb vß yeder sort zwey dar gelegt, das sie doch zuthun nit schuldig weren. Dartzu wollen sie sich eyne(m) Rat v(er)pflicht(en), alle andere buchere nit zuue(r)usseren biß vff erkentenuß, ob die togelich oder vnto- gelich sein; so haben sie auch bebstlich vnd keyserlich friheit, die solichs verbieten; so sij er, pefferkorn, nit der massen geschickt, so duncket sie sien beswert vnd beruffen, sich an die Ro(mische) key(serliche) ma(ieste)t oder an v(nsern) alle(r)heiligist(en) vatter den babst oder vor das Came(r)gericht, wo sich hin gepurt; vnd begeren, sie bij33 recht zu schutzen vnd zu schirmen; solichs haben die geschickt(en) an rat zu breng(en) angeno(m)men.

33. Nach "bij" steht gestrichen "zu."
 
Fol 13v

Fol. 13v: (Andernacht, Regesten 1/3, Nr. 3658): Vff dornstag nachfolgend34 ist der Rat eynhelliglich vberko(m)men, das, nit angesehen der juden appellat(i)on, sollen sie die bucher erlegen; also ist inen nach mittag solichs zuthun vmb zwo vhern gesagt, das sie auch gehorsamlich getan vnd inn nüwen Spital getragen, die die frunde mit der menge gesehen haben, vnd do bij sollen sie versprech- en, was frembder bucher sie haben, nit zuuerusseren on wissen des Rats.

34. 11. April 1510.
 

See Dietrich Andernacht, Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1401-1519 (Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1996), 1/3, Nr. 3604, 3606, 3656, and 3658.


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IV. 2 Petition to Emperor Maximilian I from Frankfurt am Main, 28 March 1510 (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Juden Akten 779, fol. 36r-38v).

Transcribed by Michael Matthäus, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Fol 36r

Fol. 36r: Die erste supplication Allerdurchleuchtigster großmechtigster furst vnnd Herr Romischer Keyser zu allen zyten merer des heylgen Romischen Reychs allergnedigster herr, der selben Ewer Maiesteten vnderthanen Burgermeister vnd Radt der Stadt franckfurt geschyckter vnnd verordenter nochfolgender sachen Sindicus1, bryngt der selben Ewer Keyserlichen Maiestet fur, wie woil von beden geystlichen vnnd Keyserlichenn rechten versehen ist, das die juddißheit in iren alten gewonheiten herlichkeiten vnd zyrlichkeiten festen vnnd solemniteten in iren synagogen beschirmet sollen werden, auch keyne newerung oder newe gewonheit lauth der Babstlichenn rechte mit inen ingefurt oder auch inen ire gut genomen soll werden, wie auch mit sunder- lichen Babstlichen vnnd keyserlichen freyheiten versehen vnd gefreyet synt, wie woil auch die juddische bucher nit alleyn von judden, sunder auch den christen vleyßiglichen zubewarenn vnd zuhu(e)ten sunderlich inn Babstlichen rechten versehen vnnd nit on vrsach gesatzt ist, dwill das alt testament anfenglich in hebreyscher spruch geschreben ist, daruß die latinische bucher offt gebeßert gestrafft vnnd emendirt synt worde(n) auch etliche judden zu christlichem glauben da durch komen darumb auch in geistlichen rechten geschreben ist, wan die christen in der hebreyschen buchern vnnd zungen gelert weren vnd sie mit irer eygene schryfft schryfft vberwonden so wurden sie eher zum christlichen glauben bekart. Darumb auch der Babst Clemens in

1. Karl von Hynsperg, Ratsherr der
2. Bank seit 1487, Schöffe (1. Ratsbank) seit 1492, Älterer Bürgermeister 1498 und 1509 (bis 30. April 1510), † 1515.
 
Fol 36v

Fol. 36v: geistlichen rechten die hebreyschen bucher in etlichen hohenschulen vnnd vniuersiteten zulesen vnnd zuleren verordent hait, da mit verstandenn wirt, was nutze soliche juddische bucher der chris- tenheit bringen mogen, darumb auch die judden ire bucher in iren synagogen in großen eren behalten, daruß in iren hochtzyten vnd festen noch iren sytten vnnd herlichkeiten got den almechtigen loben, das sie sunst on die selben bucher nit volnbringen mochten. Aber solichs onangesehen hait eyner genant Johannes pfefferkorn neben Ewer keyserlichen Maiestet beuelch in scheyne eyns mandats, ernenter juddißheit zu franckfurt vßer irer synagogen ire bucher nehmen vnnd hynder eynen Radt zu franckfurt furen laißen, so doch ewer key- serliche Maiestet die selben alleyn zubesichti- gen, lauth des mandats beuolhen hait, auch nochfolgens eyne andere schryfft an eynem Radt die selben bucher der maißen zuhalten erlangt, do mit gedachte juddißheit irer bucher on besichtigung vnnd on vnderscheit widder Ewer keyserliche beuelche beraubt vnd entsetzt synt worden, vnnd zum letzten eyne vermeinte Co(m)mission alleyn widder die judißheit zu fra(n)ck- furt mit verschweygung der warheit vnd fur- bringung der onwarheit vff meynen gnedigsten herren von Mentz erlangt, die juddißheit mit sampt iren buchern zu seynen furstlichen gnaden auch etlichen hochgelerten von weytten landen dar zu zufordern da mit die juddißheit in irenn

 
Fol 37r

Fol. 37r: hochtzeytlichen festen in irer synagogen widder die angezeigte geistliche rechte beraubt vnnd entsetzt wirt, auch zu merglichem großenn schaden, durch abwendunge vnd hynwegkfuru(n)g on vndterscheydt irer bucher komet in maßen dan eym Erbare Radt zu franckfurt woil ermeßen, vnnd deshalber an ewer keyserliche Maiestet eyne vorschryfft gethan haben. a) Ist dar vmb meyne demutige bitt, vß obangezeigten vrsachen soliche letzte Co(m)mission meyne(m) gnedigst(en) herren von Mentze vberschickt abzuschaffenn vnnd reuociren vnnd ob etwas daruff inn mitler zyt gehandelt were, das selbe cassieren abthun vnnd vernichtigen, auch eynem Erbarn Radt zu franckfurt beuelhen, inen ire bucher volgen, vnd der noch alter gewonheit in irer synagogen brauchen, auch on weither anfechtu(n)g lauth irer freyheit(en) bleyben zulaißen, das will gemeyner Radt obgemelter stadt vmb ewer keyserliche Maiestet die got der almechtigk lange gefrysten wolt mit iren schuldigen diensten allezyt zuuerdienen willig seyn.

 
Fol 38r

Fol. 37v ist nicht beschrieben

Fol. 38r: Die andere supplication wo die erste nit angenomen wolt werden Allerdurchleuchtigster großmechtigster furst vnd herre etc. byß vff die bitt etc. wie in der ersten supplication b) ist dar umb meyne demutige bitt vß obangezeigten vrsachen soliche letzte Co(m)ission meynem gnedigsten herr(e)n von Mentz vberschickt ab zuschaffen vnd reuocieren vnnd ob etwas daruff in mitler zytt ge- handelt were, das selbe cassieren abzuthun vnd vernichtigen, auch eynem Erbarn Radt zu franckfurt beuelhen, inen ire bucher volgen zulaißen, doch mit vffteychnuß der bucher durch eynen Radt zu franckfurt zu beschehen, auch mit gelobe die bucher in irer synagogen vnd hußern zubehalten byß zube- sichtigunge der selben zu franckfurt vnnd nyrget anders, als auch in solichem heymsuchen vnd besichtigung billich ist zubeschehen, das will eynn Erbarer Radt zu franckfurt etc. wie obgemelt.

 
Fol 38v

Fol. 38v: Die drytte supplication wo die zweytte nit angenomen wirde Allerduchleuchtigster etc. wie in der ersten byß vff die petition nemlich ist darumb meyne demutige bitt vß obangezeigten vrsachen soliche letzte co(m)mission meynem gnedigsten herrn von Mentz vberschickt abzuschaffen vnd reuocieren, vnd ob etwas daruff in mitler zytt gehandelt were, das selbe cassieren abthun vnnd vernichtigen vnnd die sache zwischen gemelter juddißheit vnnd Johann pfefferkorn, ob die genomen bucher g(ena)nter juddißheit mitt vffzeichnuß vnd bestant die selben in iren synagogen vnd hußern byß vff die heymsuchung vnd besichtigung zu franckfurt zubeschehen zubehalten billich zu- gestelt solten werden Ewer keyserliche Ma(ieste)t Camergericht zubeuelhen, vnnd dar in was recht seyn wirt beschehen zulaißen, das wil gemeyner Radt zu franckfurt etc. wie obgemelt.

 

See Andernacht, Regesten 1/3, Nr. 3650.


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IV.3 Inventory of Books Confiscated on 11 April 1510, 13 April 1510, with later additions (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Juden Akten 779, fol. 44r-55r).

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Fol 44r

Fol. 44r:

 
Fol45r

Fol. 45r:

 
Fol 45r-46v

Fol. 45v-46r:

 
Fol 54v-55r

Fol. 54v-55r:

 
Fol 56r

Fol. 56r:

 
Fol 56v

Fol. 56v:

 

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IV. 4. Emperor Maximilian I, Patent of Protection for the Jewish Community of Frankfurt am Main, 30 July 1513 (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Juden wider Juden Nr. 5, fol. 3v-5r).

Transcribed by Michael Matthäus, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Fol 3v

Fol. 3v: Wir Maximilian, von gots gnaden Erwelter R(omische)r Key(se)r, zu allen zeitten merer des Reichs, in germanien, zu hungern, Dalmacien, Croacien etc. konig, Ertzhertzog zu Oisterreich, Hertzog zu Burgundi, zu Brabant vnnd pfaltzgraue etc. Bekennen offentlich mit diesem brieff vnd thun kunt allermeniglich, das wir vß vrsachen vnnd darzu bewegende, vnd sonderlich als vnns die gantz judischafft an mittel vnderworffen ist, die gemeyn vnser judischaff, So zu dieser zeit inn vnnser vnnd des Reichs stat Franckfort wonhafftig sein, sament vnd sonderlich(en), kain juden dauon vß gesondert, mitsampt iren weiben vnd kinden, hußgesindt, haben vnd gutern in vnser vnd des Heiligenn Reichs sonder gnad verspruch, Schutz vnnd Schirm genome(n) vnd entpfangen vnnd inen darzu vnser vnd des Reichs fries gestracks geleits vnd sicherhait allenthalben im reiche vff wasser vnd

 
Fol 4r

Fol. 4r: Lande vmb ir gewonliche Zcoll frey sicher zu handeln vnd wandlen gnediglich gegeben habe(n). Nehmen vnd entpfahen sy in vnser vnd des Reichs frey vnd gestracks sicherheit vnd gleit von Romischer Keiserlicher maiestat macht wissentlich in crafft diß brieffs vnd maynen, setzen vnnd wollen, das nun hinfur dieselb judischeit, wie sie itzo sitzt mitsa(m)bt iren Sonen, kinden vnd tochter- mannen, so sy zu dieser zeit haben oidder kunfftiglich vberkomen werden, daselbs zu Franckenfurt von menniglich vnue(r)- trieben sitzen wonen bleiben sollen vnd mogen. Vnd sich aller vnd iglicher priui- legien, genaden, Freihaitt(en), vortalen, recht, gerechtigkaitt(en) vnd gewonhaitt(en), wie sy von vnnsern vorfordern am Reiche, hochloblicher gedechtnuß, Kaisern vnd Konigen gehabt vnd genossen von recht oder gewonheit wegen an allen enden vnnd gegen allermeniglich vnuerhindert, Vnnd daruff von nyemandts gefengklich oder peiniglich nach laut irer freiheit angenomen oder sonst vnbilliche wise beschwert noch getrungen, Sonder ob yemants Spruch vnd forderung zu inen oder iren haben vnd guttern hette gewynnet oder zuhaben vermeynet, worumb das were, das sy darvmben allem doselbs, da sy gesessen vnd wonhafft

 
Fol 4v

Fol. 4v: sein, vnd sonst an keinem andern ende, wie sich geburt, furgenomen vnd daruber nit getrungen oder beschwert werdenn sollen in keyn weiß. Der glichen So wolle(n) wir hiemit auff die beschwerungenn, So die gemelt juddischafft zu Franckfort widder hansen pefferkorn tregt seins furnemen vnd handlung halben wider die gantz juddischafft, demselben peffer- korne nit gestatten, sich vsserhalb vnsers beuelchs vnd verwilligung weiter widder sie zubruchen, wedder mit wort(en), geschrifft(en) oder buchern widder sie trucken zulassen noch dieselben nyndert feil zuhaben noch zuuerkeuff(en) noch in keyn ander wisse, dan vnser maynung ist, das er von solichem syne(m) furnemen vnd handlen, wie itzo gemelt ist, gentzlichen abstelle, sich nu hinfuran in ainicherley wider sy zugebruche(n) vnd zuhandlen. Vnd gebieten daruff allen vnd iglichen Churfursten, furst(en), geistlichen vnd weltlichen, prelatenn, Grauen, freyen Hern, Rittern, Knecht(en), hauptleutt(en), Landmarschalcken, Vitz- thumben, Vogten, pflegern, Verwesern, Amptlutt(en), Burggraue(n). Landrichtern, Burgermeistern, Richtern, Reten, burgern, gemeynde(n) vnnd sonnst allen andern

 
Fol 5r

Fol. 5r: vnnsern vnd des heiligen Reichs vnderthan vnnd getrewen, in was wirden, Stats oder wesens die sein, vnnd in sonderhait obgemeltenn vnnsern vnd des Reichs lieben getrewen Burger- meister, Rat vnnd gemeyn der Stat Franckfort sament vnnd sonderlich Ernstlich mit diesem brieff vnd wollen, das sie die vorbemelten judischaft zu Franckenfurt bey obangezaigten vnnsern genaden, freyhaitten, willen, Maynungenn, verspruch, Schutz vnd schirm, auch sicherhait vnd gelait vnnd iren altherkomen vnnd sonderlich des pefferkorn halben, Sy derselbe(n) gebruchen vnd geniessen lassen vnd da widder nit dringen, hindern, beko(m)mern noch beschwere(n) noch des yemants anderm zuthun gestatten, bey vermydung vnnser vnd des Reichs swere genade vnd straffe. Vnd darzu ein peen, Nemlich Funfftzig margkh lottigs golts zuvermyden, das maynen wir ernstlich. Mit Vrkunde diß brieffs Geben in vnser Statt Andenarde am Drissigist(en) tag des monets Julii Nach Cristi geburt Tusent Funffhundert vnd in dryzcehende(n), vnnser Reiche des Romischen im acht vnd zwentzigisten vnd des Hungerische(n) im viervndzwentzigisten jaren.

 

See Andernacht, Regesten 1/3, Nr. 3830.


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